Dodge and Burn - Malen mit Licht

Es wird mal wieder Zeit für einen Bericht, dieses Mal ist es wieder ein kleinen Tutorial zum Thema Dodge and Burn. Zu "Deutsch" Abwedeln und Nachbelichten- auf Verständlich: das bewusste Aufhellen und Abdunkeln von Bildteilen. Im Nachfolgenden werde ich es der Einfachheit immer mit D&B abkürzen.

Wozu kann man D&B alles nutzen? Nun ja eigentlich zu allem, wo man zielgerichtet per Hand etwas an der Belichtung verändern möchte. Sei es darum ganze Bildteile, die einem zu hell/dunkel erscheinen dem Rest des Bildes anzupassen, oder auch in der Portraitfotografie das Gesicht des Modell zu formen. Auch lassen sich sehr einfach Schatten in das Bild malen um so zB Falten zu modellieren. Der Kreativität sind eigentlich keine Grenzen gesetzt.

Wer Bilder von einschlägigen Photoshop-Fotografen kennt, wird sich schnell vorstellen können, wie dieser Effekt wirkt. Mir ist die Technik das erste Mal bei Bildern von Calvin Hollywood aufgefallen und ich war begeistert. Inzwischen wende ich es bei so gut wie jeder Art von Bildern an, um das Auge zu lenken- oder zu täuschen.

Es gibt nun 2 Methoden, wie man diesen Effekt auf ein Bild anwenden kann. Der "alte", herkömmliche Weg ist das Verwenden spezieller Werkzeuge. Dieses sind der Abwedler und Nachbelichter. In Photoshop sehen die beiden so aus

Leider arbeiten diese beiden Werkzeuge destruktiv, verändern also direkt die Pixel im Bild. Einmal falsch angewendet kann man nicht einfach sagen- halt, nochmal zurück, das gefällt mir nicht. Anmal angewendet kann man den Effekt an bestimmten Stellen nicht wieder heraus nehmen. Aus diesem Grunde werde ich auf die genauen Möglichkeiten der beiden Tools nicht eingehen, sondern mich komplett mit der 2., meiner Meinung nach besseren Methode wittmen.

Diese Methode arbeitet wie gesagt non-destruktiv. Zu jedem Zeitpunkt bleiben die Pixel des Originalbildes Vorhanden und der Effekt ist zu 100% steuerbar und kann auch wieder komplett weggenommen werden. Als Grundlage dient hierzu eine neue Ebene, welche im Modus 'Weiches Licht' mit einem 50% Grauwert gefüllt wird. Diese Eben lässt sich auch automatisiert erstellen, indem man über Ebene -> Neu -> Ebene die folgenden Einstellungen wählt:

Nun wird eine neue Ebene in der Ebenenpalette angelegt, auf welcher wir weiterarbeiten. Dadurch, dass die Ebene auf weichem Licht verrechnet wird, und einen neutralen Grauwert hat, hat sie keinen Einfluss auf das Aussehen des Bildes. Das ändern wir nun.

Mit dem Pinselwerkzeug kann man nun auf dieser Ebene mit eines schwarzem und einem weißem Pinsel herrummalen. Dazu wählt man zunächst die beiden Totalfarben aus, am schnellsten geht es über das Tastenkürzel "d". "b" wählt dann das Pinselwerkzeug aus. Um schnell zwischen der Hinter- und Vordergrundfarbe zu wechseln, bietet sich der Shortcut "x" an. Wichtig ist nun, dass man eine nicht zu hohe Pinseldeckkraft nimmt. Je nachdem, was ich vor habe, verwende ich hier eine Deckkraft von gerade einmal 2-10%. Mit einer zu deckenden Pinselspitze malt man meistens am gewünschtem Effekt vorbei.

Die Grundlagen sind nun also gesetzt. Nun gilt es Lichter, Glanzstellen, Schatten und dunkle Bildteile raus zuarbeiten. Mit unter braucht dieses etwas Erfahrung und ich rate einfach jedem, soviel wie möglich zu üben. Da der Effekt jederzeit löschbar ist, kann man die Ebene immer noch einfach löschen, wenn einem der Effekt nicht gefällt, und man fängt noch einmal neu an. Ich selber habe auch keine genaue Vorgehensweise, sondern schaue mit ein Bild an, und denke "da kann etwas Licht hin, das kann Etwas dunkler sein, diese Falte dort möchte ich betonen oder die Falte daneben weg modellieren". Im Grunde ist es ein Malen mit Licht.

Ein schwarzer Pinsel bewirkt eine Verdunkelung, ein weißer Pinsel eine Aufhellung der gezeichneten Stelle.

Bevor ich es an einem Bild genauer zeige noch ein Tipp: Wenn man sich vermalt hat, kann man einfach mit einem Pinsel, welcher den Farbwert 50% Grau besitzt, den Effekt wieder gezielt herrausmalen. 50% Grau entspricht:

Ok, los geht es. Da schon viele gezeigt haben, wie man mithilfe von D&B ein Bild verschönern kann, möchte ich mein Motiv hässlicher machen =) Dieses Bild liegt uns zu Grunde.

An der Seite kann man bereits erkennen, dass ich mit mehreren Ebenen gearbeitet habe. Legt man ein und die gleiche Ebene einfach noch einmal übereinander, so verstärkt sich entsprechend der Effekt. Zunächst habe ich angefangen die paar schon vorhandenen markanten Stellen nach zumalen. Die hellen Bereiche habe ich zunächst aufgehellt mit einem weißem Pinsel, und die dunklen Stellen abgedunkelt mit einem schwarzem Pinsel. Bereits am Anfang habe ich die ersten Fältchen nach gemalt, um diese zu verstärken. Der Vorher-Nachher-Vergleich ist hier zu sehen:

Es verstärkt bereits den psycho-Charakter des Bildes. Dabei habe ich weitgehend nur das vorhandene Licht verstärkt. Im nächstes Schnitt habe ich nun versucht neue Falten in das Bild hinein zu malen. Damals in der Schule war Kunst mein Hassfach bis ich es abgewählt habe, aber hier macht Malen auf einmal wieder tierisch Spaß. Ich muss eingestehen, dass ich mit einem Grafiktablet arbeite. So lassen sich Linien einfacher und genauer zeichnen, als mit einer Maus. Durch die Druckempfindlichkeit ist es auch einfacher, die Pinselstärke einzustellen. Mit Maus stelle ich mir das ganze Unterfangen schwieriger vor, aber dennoch nicht unmöglich ;-) Es gibt genügend "Profis" die auch nur mit einer Maus arbeiten. Mit etwas Übung klappt das auch.

Blabla genug der Worte, hier meine hinein gemalten Falten:

Nun ändere die Ebenenfüllmethoden auf strahlendes Licht, damit man genau sehen kann, welche Linien und Flächen ich wo hinein gemalt habe. Die Bildteile, die ich bearbeitet habe. Dort merkt man erst einmal, wie wichtig die richtige Ebenenverrechnungsmethode ist. Was eben noch schönes Bild war, kann nun nicht einmal mehr als moderne Kunst durchgehen. Das 2. Bild zeigt dann noch die beiden Verwendeten D&B-Ebenen ohne die Hintergrundebene (Bildebene)

Abschließend bleibt zu sagen, dass man diesen Effekt auf so gut wie jedes Bild anwenden kann. Es muss nicht unbedingt ein Gesicht sein, was man formen möchte. Man kann den Effekt genauso einsetzen, um zB einen Verlaufsfilter bei einer Landschaftsaufnahme zu simulieren. Oder um den Hintergrund bei einer Produktfotografie aufzuhellen. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Ich wende den Effekt auch auf Konzertbilder an, um die Lichtwirkung zu verstärken.

Viel Spaß beim Anwenden.
mÖre

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