Aus dem Leben eines Konzertfotografen

Immer wieder werde ich gefragt, wie man so ein Konzertfotograf wird, und sich kostenlos zu Konzerten schummeln kann und wie es so ist, so Nah an den Bands zu sein. Deswegen folgt hier mal meine Geschichte.

Wie bereits im Profil nachzulesen ist, habe ich als kleiner Partyfotograf angefangen. Auf einem Konzert habe ich einen Fotografen von Partybilder24.com gesehen und mir gedacht... das willst du auch. Also habe ich mich bei denen beworben und die Leute waren mir vom erstem Moment an sympatisch. Gleich einige Wochen nachdem ich bei denen angefangen hatte, war ich auf meinem erstem Konzert. Damals hatte ein Kollege alles im Vorfeld geregelt und einfach gesagt "komm einfach mit und versuche dich". Und so war Schandmaul in der Factory Magdeburg mein erstes Konzert. Leider existieren davon keine Bilder mehr, da sie mal einem PCcrash verloren gegangen sind.
Der große Vorteil war, dass mein Kollege den Chef der Factory sehr gut kannte, und daher die Akkreditierungen für entsprechende Konzerte kein Problem waren. Die Factory ist ein recht großer Club, in welchem auch jedes Wochenende Disco ist (von alternativer Musik (rock, pop,metal) bis zu EBM, Gothic und Elektro) habe ich mich mit dem Betreiber auch angefreundet, was mir schon oftmals geholfen hat.
So habe ich über Partybilder meine ersten Konzerte fotografiert und bin einfach süchtig geworden =)

Inzwischen habe ich aber ein solches Ansehen erarbeitet, dass ich auch abseits von Partybilder Konzertakkrediterungen erhalte. So kann ich unserem Partybildernachwuchs auch die Chance geben, sich in dem Gebiet einzuarbeiten.

Wie komme ich also zu den ganzen Konzerten? Ich schreibe ganz einfach entweder die Halle, oder den Veranstalter/Managment an. Dort schreibe ich wer ich bin, und was ich mache und für was ich die Bilder mache. Also entweder für Partybilder oder für Metal-Shot. Einfach immer höflich Nachfragen und sachlich bleiben und dann klappt das schon.
Wenn man die Zusage hat, dann steht man in der Regel auf der Gästeliste der jewaligen Veranstaltung. Einfach rechtzeitig am Einlass melden und sagen wer man ist, und schon erhält man Einlass. Manchmal kommt es auch vor, dass man nicht auf der Gästeliste steht. Für den Fall ist es immer besser, wenn man die Bestetigungsemail ausgedruckt mitbringt. Einfach freundlich und sachlich bleiben, dann bekommt man auch keine Probleme.
Manchmal hilft es aber auch, einfach etwas dreist zu sein. Mir hat es auch schon 2 mal geholfen =) Das eine Mal hatte ich gedacht, dass ein Kollege die Akkredietung erfragt hat... er hatte es natürlich vergessen. Ich einfach trotzdem zur Halle gegangen und vor der Tür den Inhaber getroffen, kurz mit ihm unterhalten, und nett gefragt, ob er nicht noch was regeln kann. Et voila, die Apoptygma Berserk Gallerie konnte doch noch entstehen. Danke Alex!!! Ein anderes Mal habe ich mich einfach am Eingang gemeldet, und gesagt, dass ich eigendlich Akkreditiert sein müsste... mein Chef hat gesagt ich soll herkommen. Mit fragenden Blicken und einer verwirrten Kassierein wurde ich dann doch reingelassen :-D Freundlichkeit und trotzdem selbstbewusstes Auftreten öffnen einem viele Türen.

Wie läuft es beim Konzert ab? Wenn man erst einmal drinnen ist, unterliegt man nurnoch den Launen der Security. Sei es, weil sie 'Pressefritzen' einfach nicht mögen, oder meinen einen Presseausweis sehen zu wollen. Diesen besitze ich gar nicht, weil ich ihn einfach nicht brauche. Er hilft einem auch nicht weiter, wenn eine normale Akkreditierung nicht gewilligt wird.
Danach geht mein erster Blick zur Bühne, bzw dem, was davor ist: Graben, oder kein Graben. Eins vorweg: der Graben ist kein Fotograben, der extra für uns gebaut wurde, sondern letzendlich eine Entscheidung der Band. Oft stehen in ihm noch riesen Subwoofer, oder er ist einfach eine Sicherheitszone für vor der Bühne, damit Leute surfen können, oder nicht auf die Bühne klettern. WIR sind nur geduldetes Innenleben.
ist ein Graben da, dann suche ich zunächst den Eingang, und stelle mich der Security vor, sofern ich kein Pressebändchen oder -Pass habe. Nicht dass mich die netten Männer angreifen, wenn ich auf einmal in den Graben gehe ;-) Ich habe aber die Erfahung gemacht, dass die meisten Securtiy netter sind, als die wohlmöglich aussehen. Wenn man nett zu ihnen ist, sind sie auch nett zu dir.
Oftmals heißt es dann 3 Lieder ohne Blitz. Blitz ist generell ein Tabu auf Konzerten. Oftmals wünscht man sich einen, weil das Licht doch oft sehr gering ist, aber andererseits zerstört er die Lichtsitutaion und somit die ganze Bildstimmung. Aber letztendlich ist es natürlich für den/die auf der Bühne sehr unangenehm, wenn man die ganze Zeit angeblitzt wird.
Wenn kein Graben dort ist, muss man sich halt direkt im Puplikum tümmeln. Da ich natürlich den Gästen nicht im Weg stehen möchte, und selber auch meinem Equipment dieses Getümmel nicht antuen möchte, halte ich mich oft am Rand auf. Dort sind oftmals weniger Menschen, und man bekommt trotzdem noch super Bilder. Es hat nur den Nachteil, dass man längere Brennweiten braucht.
Nach den oblikatorischen 3 Liedern ist verschieden, was nun passiert. Je nach Band und vor allem Ansagen des Managment wird man entweder aus der Halle geschmissen, oder es passiert gar nichts. Einige Konzerte kann man die ganze Zeit dort bleiben und auch weiterhin Bilder machen. Bei sehr spiezigen Bands wird man eiskalt der Halle verwiesen, das kommt aber eher selten vor. Bei anderen Bands kann man dann sein Camerazeug abgeben und weiterhin in der Halle bleiben und dem Konzert folgen. Da man ja auch keinen Eintritt zahlt, kann man natürlich wenig Einspruch gegen etwalige Anordnungen einlegen, das Wort der Security ist weitestgehend Gesetz.
Nach dem Konzert beginnt der Arbeitsteil Nummer 2, welcher natürlich je nach Fotograf anders ausfällt- das Aussortieren und etwalige Bearbeiten.

Alles in allem habe ich meinen Traum"job" gefunden, da ich meine beiden riesen Hobieys Musik und Fotografie vereinen kann. Nachteile bringt es natürlich mit sich, dass man sich während des Fotografieren sehr wenig auf die Musik konzentrieren kann, und jenachdem ob man sein Zeug abgeben kann oder nicht, kann man weniger "Spaß" beim Konzert haben (Sprich Moshpids, surfen oder tanzen). Die Gefahr für die Ausrüstung wäre natürlich zu groß. Allerdings lernt man so auch Bands kennen, zu welchen man wohlmöglich niemals zum Konzert gegangen wäre und es wird ein unvergessliches Erreignis.

Zu meinen Cameraeinsellungen und Nachbearbeitungstechniken werde ich in einem gesondertem Bericht eingehen. Dieser folgt in Kürze.

 

Ich hoffe, ich konnte euch einen Einblick in das WIE meiner Arbeit geben. Habe ich eigendlich erwähnt, dass man mit Freundlichkeit immer weiter kommt? ;-D
So spaßig es auch klingt, es ist immernoch eine heiden Arbeit, die neben entsprechendem Technikwissen auch eine nicht zuerachtende Ausrüstung gebraucht.

Euer mÖre

 

 

Nachtrag:

Hier ist wie versprochen die technische Seite der Konzertfotografie

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